Charity Streaming für NPO #3: Technische Möglichkeiten

Um beim Streamen Spenden sammeln zu können, braucht es praktische technische Lösungen. Für unsere Artikelserie haben wir mit den Streamern GinoCampino85 und Balui, dem Charity-Event-Organisator Bernard Konegger von ESportsBase und Torben Dose von der UNO Flüchtlingshilfe gesprochen.

 

Das ist der dritte Teil unserer Artikel-Serie zu Charity Streaming. Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2.

 

Streaming ist immer interaktiv. Die Community kann mit den Streamenden über den Chat kommunizieren und diese können live im Stream darauf eingehen und antworten. Solche Interaktionsmöglichkeiten machen den großen Unterschied zum klassischen Fernsehen aus und bilden die Grundlage für eine starke Streamer*in-Community-Beziehung. Auch für das Spendensammeln ist diese Dimension enorm wichtig: Spenden sollten direkt live im Stream angezeigt werden, damit gleich darauf reagiert und sich bedankt werden kann. Auch Spendenbarometer können helfen, mehr Spenden zu sammeln. Dafür braucht es aber ausgefuchste technische Lösungen, die aktuell noch kaum vorhanden sind.

 

Eigene Spendentools verknüpfen

Zwei junge Männer vor einem Bildschirm
Eine individuelle Schnittstelle zu programmieren zahlt sich aus, wenn man Streaming als Fundraising-Kanal langfristig etablieren will.

Organisationen, die ein eigenes Spendenformular auf der Website oder ein Spendenaktionstool haben, können dieses mit Twitch verknüpfen. “Da bräuchte es aber einen Programmierer, der eine Twitch-Integration schreibt, damit Spenden im Stream angezeigt werden können. Es soll ja auch schön dargestellt werden: Wieviel von Summe X hat man schon erreicht, wieviel haben die Leute gespendet. Hat man z. B. nur einen Spendenlink, bekomme ich als Streamer ja nicht mit, wieviel die Leute spenden. Das raubt dann die Interaktionsmöglichkeit und die ist bei Twitch sehr, sehr wichtig”, erklärt Balui. Derzeit gibt es hier noch keine Out-of-the-Box-Lösungen. Der einmalige individuelle Aufwand kann sich aber durchaus für Organisationen lohnen, die Streaming langfristig als Fundraising-Kanal etablieren möchten. Immerhin fließen die Spenden dadurch auch direkt auf das Organisationskonto und die NPO erhält die Spendendaten für weitere Kommunikation.

 

Verlinkung

Wie oben bereits erwähnt, ist auch eine einfache Verlinkung zur Spendenseite möglich. Diese kann z. B. immer wieder im Chat eines Streams gepostet werden und die Streamenden können zusätzlich darauf hinweisen. Auch hier fließen dann die Daten wie gewohnt ins eigene CRM, aber weder Streamende noch Zuschauende können den Spendenstand live im Stream mitverfolgen. Für diese Lösung hatte sich Bernard für sein Charity Streaming Event entschieden: “Mir war wichtig, dass die Community sieht, dass die Spenden wirklich direkt zu der Organisation gehen. Es wäre zwar auch möglich gewesen, die Spenden direkt anzeigen zu lassen, aber das war dann leider zu kurzfristig. Vielleicht schaffen wir es beim nächsten Mal. Wenn nicht, werden wir es einfach wieder live durchgeben und auf der Landingpage herzeigen, das hat genauso funktioniert und gepasst.

 

„Die Wunschvorstellung wäre jedenfalls, dass es eine Schnittstelle zum eigenen CRM-System gibt und es die Möglichkeit gibt, Spenden über ein Widget im Stream anzeigen zu lassen und einen Spendencounter zu haben.“

 

Spendenplattformen

Die derzeit einzige Möglichkeit, Spenden im Stream anzeigen zu lassen, ohne selbst Programmieraufwand zu haben, ist Betterplace. Hier gibt es eine Twitch-Integration und die Plattform verschickt auch Spendenquittungen. Es gibt jedoch – zumindest für die Organisationen – einen großen Haken: “Bei Betterplace gibt es die Problematik, dass man die Spender*innen-Daten nicht bekommt, bzw. nur einen ganz kleinen Teil, wenn sie es angegeben haben. Natürlich ist es schön, in der Akutsituation Spenden zu generieren, aber langfristig bringt das dann nicht so viel. Das ist ein großer Punkt: Wie schafft man es, die Spender*innen, die man dort gewinnt, auch längerfristig zu binden? Die Wunschvorstellung wäre jedenfalls, dass es eine Schnittstelle zum eigenen CRM-System gibt und es die Möglichkeit gibt, Spenden über ein Widget im Stream anzeigen zu lassen und einen Spendencounter zu haben. Da wäre es gut, wenn noch Entwicklung passiert”, sagt Torben.

Ein weiterer Nachteil bei Betterplace ist, dass die Organisationen dort registriert sein müssen. Erstens geht das grundsätzlich nur für deutsche Vereine – schweizer und österreichische NPO schauen also durch die Finger. Und zweitens sind gerade viele kleine Organisationen entweder nicht technikaffin genug dafür, oder sie haben schlicht keine Zeit, um sich um die Registrierung zu kümmern. Streamenden stehen also nur jene Organisationen zur Wahl, die tatsächlich auf der Plattform vertreten sind: “Da kann ich also nicht das unterstützen, was ich eigentlich unterstützen will”, kritisiert Balui.

Screenshot der Streaming-Landingpage von Betterplace
Betterplace hat eine gute Out-of-the-Box-Lösung für Charity Streams. Ganz optimal ist sie jedoch leider nicht.

Twitch selbst hat übrigens auch ein Spendentool, das derzeit aber nur für US-amerikanische Organisationen zur Verfügung steht. Gelegentlich wird auch auf weitere Lösungen wie Tiltify oder Stream Labs zurückgegriffen – ebenfalls englischsprachige Tools. 

 

Spenden direkt an die Streamenden

Ja, auch das geht – ist aber die schlechteste aller Möglichkeiten. Denn einerseits haben dann die Streamenden das rechtliche Risiko, dass alles korrekt abläuft, und andererseits sind sie nicht gemeinnützig. Das bedeutet, sie müssten die eingenommenen Spenden versteuern und können keine Spendenquittungen ausstellen. Bei der Organisation würde also wesentlich weniger Geld ankommen und die Spendenden könnten nichts von der Steuer absetzen. “Ich würde gerne mal für unsere Problemstellen in Arnsberg so einen Spendenstream machen, aber das geht nicht, weil es diese steuerliche Hürde gibt”, sagt Balui. 

 

Optimal sind vorerst nur individuelle Lösungen

Wer also für seine Charity Streams eine optimale technische Lösung sucht, muss auf Programmierer zurückgreifen und sich eine individuelle Integration und Schnittstelle schreiben lassen. Alternativ gibt es Kompromisslösungen, bei denen man sich aber zwischen dem Erhalt der Spendendaten und der Live-Interaktionsmöglichkeit (und damit sicher auch der Höhe der Spendensumme) im Stream entscheiden muss. 

Da Charity Streaming aber nicht nur bei den Streamenden, sondern auch bei den Organisationen immer beliebter wird, wird auch die Technik bestimmt bald nachziehen. Vielleicht gibt es schon bald praktische und einfache Out-of-the-Box-Lösungen, mit denen Charity Streams noch erfolgreicher durchgeführt werden können.

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