Digital Skills: Warum digitale Kompetenz auch in NPOs wichtig ist

Viele Aufgaben, die früher Stunden manueller Arbeit gekostet haben, laufen heute bereits voll oder halb automatisch ab. Das ist prinzipiell begrüßenswert – immerhin sind die Prozesse so effizienter, schneller und günstiger. Die Mitarbeitenden haben mehr freie Zeit, um sich um Aufgaben zu kümmern, die Kreativität, Planung, persönliche Kommunikation und ähnliche Fähigkeiten erfordern, die bislang nur der Mensch leisten kann. Dennoch führt diese Entwicklung zu Veränderungen: bei Aufgabenbereichen, Qualifikationen und der Art des Zusammenarbeitens.

Das World Economic Forum schätzt, dass in den kommenden 5 Jahren weltweit rund 57% der Jobs automatisiert werden könnten. Viele dieser Jobs fallen dabei aber nicht zur Gänze weg – eher werden einzelne Aufgaben automatisiert und es wird ein Arbeiten Seite-an-Seite mit künstlicher Intelligenz zur Normalität werden.

Digitale Kenntnisse müssen also nicht mehr nur in den Online- und IT-Abteilungen vorhanden sein. Auch im Fundraising, in der Buchhaltung, in Kampagnen-, Presse- und Programmabteilungen, in Personal- und PR-Abteilungen werden diese Fähigkeiten immer wichtiger. 

Außerdem ist die “Halbwertszeit” von Ausbildungen und Fähigkeiten von bislang 30 auf 6 Jahre geschrumpft. Das liegt an der schnelllebig gewordenen Gesellschaft und der enorm raschen Entwicklung neuer Technologien. Wer hier nicht zurückbleiben will, muss sich laufend neues Wissen aneignen und sich stetig weiterentwickeln – Weiterbildung, die zukünftig auch immer mehr digital stattfinden wird.

 

Was sind Digital Skills?

Die Begriffe Soft Skills und Hard Skills hat vermutlich jede*r schon mal gehört. Aber was sind eigentlich Digital Skills?

Digital Skills – oder Digitale Kompetenz – bezeichnet eine Sammlung an Kenntnissen und Fähigkeiten, die für die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie ebenso wie für digitale Medien nötig sind.

Sie kommen z. B. beim Lösen von Aufgaben und Problemen, bei der Kommunikation, Zusammenarbeit, Erstellung und Verbreitung von Inhalten und bei der Verwaltung zum Einsatz. Sie ermöglichen also einen sicheren, selbstbestimmten, flexiblen und konstruktiven Umgang mit digitaler Technologie. (vgl. Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation)

Es geht dabei nicht um tiefgehendes Fachwissen, sondern um den eloquenten Umgang mit (Alltags-)Technologie. Diese Fähigkeiten werden zukünftig immer wichtiger und sollten als Grundlagenfähigkeiten für alle Mitarbeitenden verstanden werden. 

 

Soft Skills werden wichtiger

Wie bereits erwähnt, sind Fachkenntnisse heutzutage im Schnitt bereits nach 6 Jahren veraltet. Mitarbeitende sollten also in der Lage und Willens sein, lebenslang dazuzulernen. Das erfordert aber die richtigen Soft Skills: Anpassungsfähigkeit, Lernbereitschaft, schnelle Auffassungsgabe, Kreativität und innovatives Denken, etc.

 

Auflistung wichtiger Fähigkeiten für das 21. Jahrhundert

© MoreThanDigital

 

Bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitenden kommt es also nicht nur auf Ausbildung, Berufserfahrung und konkrete Kenntnisse an – vielmehr ist das Mindset der Mitarbeitenden essentiell, um auch zukünftig mit der fortlaufenden Digitalisierung Schritt halten zu können. Hard Skills können erlernt werden – persönliche Einstellungen und Haltungen können nur schwer verändert werden. Sie sind jedoch die Voraussetzung für erfolgreiches lebenslanges Lernen. Denn technologische Veränderung ist – wenig überraschend – eine Veränderung. Sie ist aber keine, die einmal begonnen und irgendwann abgeschlossen wird. Technologie entwickelt sich rasch und kontinuierlich weiter und wird damit auch nicht aufhören.

 

Die Bereitschaft dazu, diese (anhaltenden) Veränderungen mitzutragen, und regelmäßig Neues zu lernen, ist auch für Non-Profits im Zeitalter der Digitalisierung eine Notwendigkeit. 

 

Digitale Kompetenz in der EU aktuell

Wie sieht es in der EU derzeit in Bezug auf digitale Kompetenz aus? 2015 war die digitale Kompetenz noch auf unzureichendem Niveau (40%) und 22% der EU-Bürger noch keine Internet-Nutzenden (vgl. School Education Gateway). Aktuelle Zahlen sind bei Eurostat für jedes Land zu finden: Individuals’ level of digital skills – hier zeigt sich, dass die Zahl der Internet-Nutzenden stark gestiegen ist, die digitalen Kompetenzen im Vergleich aber nur wenig, bzw. gibt es starke Unterschiede zwischen den EU-Ländern.

Eine Studie aus 2017, die das Thema Digitalisierung in Non-Profits untersuchte, kam zu dem Schluss, dass “…(es) insgesamt einen deutlichen Mangel an Digital-Kompetenz im Non-Profit-Sektor (gibt).” (Dufft/Kreutter/Peters/Olfe 2017: Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen – Strategie, Kultur und Kompetenzen im digitalen Wandel, s. 39). Ebendort antworteten knapp die Hälfte der Untersuchungsteilnehmenden, dass das Fehlen von Know-How bei den Mitarbeitenden sie davon abhält, digitale Technologien noch stärker zu nutzen. 

 

Grafik zur Nutzung digitaler Tools in Non-Profits

Quelle: https://www.dzi.de/wp-content/pdfs_SpendenFORUM2019/Boenigk_SpSForum2019.pdf

 

Digitale Non-Profit: Personalabteilungen & Führungskräfte gefragt

Digitale Kompetenz ist nicht nur bei den Mitarbeitenden wichtig. Besonders Führungskräfte sind gefragt, wenn es darum geht, ihre Teams bei den Herausforderungen zu unterstützen, die die Digitalisierung mit sich bringt. Dafür benötigen sie zwar nicht zwingend technisches Fachwissen, aber ein ausgeprägtes digitales Mindset. Führungskräfte sollten Neuem ebenso offen gegenüber stehen und ihren Teams das Vertrauen und Verständnis entgegenbringen, das es für kontinuierlichen Wandel benötigt. Sie sollten Enabler und Empowerer sein, die ihren Teams die bestmöglichen digitalen Arbeitsmittel bereitstellen und die individuellen digitalen Kompetenzen stärken und fördern. Sie sind dafür verantwortlich, dass eine Atmosphäre herrscht, in der selbstbestimmtes und anhaltendes Lernen möglich ist.

Um Menschen zu finden, die ein gutes Set an Digital Skills, bzw. die Bereitschaft dazu haben, sich diese anzueignen, müssen auch Personaler*innen ein Bewusstsein dafür entwickeln. Wenn schon im Bewerbungsablauf mangelhafte digitale Kompetenz seitens des Arbeitgebers deutlich wird, werden entsprechende Talente ihr Glück eher woanders suchen. 

Außerdem sollten die bisherigen Anforderungen und Kompetenz-Modelle für alle Stellen in der Organisation überdacht und überarbeitet werden. Denn vieles, was noch vor 15 Jahren als Schlüsselkompetenz für bestimmte Aufgaben galt, ist heute überflüssig oder in den Hintergrund getreten. 

 

Bist Du neugierig geworden und fragst Dich, wie es um Deine eigenen Digital Skills steht?

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Weiterbildung und Förderung anbieten

Was aber, wenn das bestehende Team nur geringe digitale Kompetenzen hat? Natürlich kann es nicht die Lösung sein, alle zu entlassen und durch andere Mitarbeitende zu ersetzen. Führungskräfte und Personaler*innen sind in der Verantwortung, lebenslanges Lernen zu ermöglichen und die individuelle Weiterentwicklung zu fördern. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie z. B. Fortbildungen in Präsenz oder online oder immer verfügbare Wissensdatenbanken für das “Selbststudium”. 

Die irische Non-Profit Digital Charity Lab hat es sich zum Beispiel zur Mission gemacht, digitale Kompetenz im NPO-Sektor zu erhöhen. Dort können Workshops und Online-Kurse besucht, auf Online-Ressourcen zurückgegriffen oder am Mentoring-Programm teilgenommen werden. 

 

Wozu sich das antun? Die Vorteile für Non-Profits

Eigentlich ist es gar keine Frage, ob man digitalisiert. Technologie ist mittlerweile in fast allen Lebensbereichen angekommen und ist auch keine Modeerscheinung, die nach ein paar Jahren wieder verschwinden wird. Ob man will oder nicht: Digitalisierung ist ein Fakt.

Aber trotz der Herausforderungen, die diese Veränderung mit sich bringt, können NPOs stark davon profitieren, sich dieser Entwicklung zu stellen. Hier einige Beispiele:

 

  • Direktere und günstigere Möglichkeiten der Interaktion mit Spendenden, Freiwilligen und anderen Stakeholdern
  • Einfachere, schnellere interne und externe Kommunikation
  • Wiederkehrende, monotone Arbeiten können automatisch erledigt werden
  • Niederschwelliger Zugang zu Informationen über die Arbeit Deiner Non-Profit
  • Einfache Unterstützungsmöglichkeiten
  • Ansprache jüngerer Zielgruppen wird einfacher
  • Mobiles Arbeiten und flexiblere Arbeitsmodelle – bessere Work-Life-Balance

 

Diese Liste könnte man noch weiter fortsetzen. Zentral bleibt jedoch: Digitalisierung bietet ebenso viele Chancen wie Herausforderungen für Non-Profits und ist unumgänglich, um auch zukünftig die gemeinnützigen Missionen finanzieren und verfolgen zu können.

 

Digital kompetent = Fit für die Zukunft

Digital Skills sind aus dem Arbeitsleben nicht mehr weg zu denken. Sie sorgen dafür, eloquent, selbstbestimmt und sicher mit den Arbeitsmitteln der Gegenwart und Zukunft umgehen zu können. Ebenso sind sie wichtig, um überhaupt am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können und sich aktiv einzubringen. Für Non-Profits bedeutet das, so wie für andere Branchen auch, ihre Teams in digitaler Kompetenz zu schulen und die Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen zu ermöglichen.

 

Zum Weiterlesen:

The Digital Competence Framework for Citizens (EU 2022)

New Digital Skills – Eine Initiative des AMS Österreich

 

 

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